Wenn Engel reisen…
… werden manche Wünsche ganz unerwartet erfüllt.
Eine kurze Reisebeschreibung.
Vor einigen Wochen begab es sich, da hörte ich ein Lied. Und in diesem Lied ging es irgendwie um Danzig. Ich habe nicht wirklich einen Bezug dazu. Seltsamerweise aber ließ mich der Gedanke an Danzig nicht mehr los.
Und ich hatte wirklich keine Ahnung warum. Allerdings kann ich mit gut entsinnen, wie ich lange sinnierend am Bord eines Restaurantschiffes in Lübeck saß und davon träumte, einmal nach Danzig zu reisen. Ich konnte mir nicht erklären, woher diese Faszination kam.
Im 21. Jahrhundert ist es ja nicht schwer, schnell an Informationen zu kommen. Also schnell das Handy gezückt und ein paar Daten abgerufen: Danzig ist eine alte Hansestadt an der polnischen Ostseeküste, die erstmals im Jahre 997 n.Chr. offizielle Erwähnung fand. Doch an dieser Stelle möchte ich Sie nicht geschichtlichen Daten langweilen. Die kann sich am Ende eh kaum jemand merken.
Alle Beschreibungen Danzigs heben dessen wunderschöne Altstadt hervor, die es wirklich lohnt, einmal anzusehen. Und ja, die Neugierde ließ mich nicht mehr los. Es war tatsächlich mehr als Neugierde. Eine seltsame Faszination ergriff von mir Besitz und ich wusste, ich wollte diese Stadt unbedingt sehen.
Man könnte ja die etwas über 600 km mit dem Motorrad zurück legen. Doch das wäre eine weite Reise und dann, ich traue es mich kaum zu sagen, spürte ich nur noch, wie auf einmal eine Menge alter Ressentiments hervor kamen. Danzig liegt in Polen, sind das nicht die, die immer die Autos klauen?
Was weiß ich eigentlich von Polen? Oje, mit meinem geschichtlichen Wissen mag ich wirklich nicht prahlen. Klar war, mit dem eigenen Motorrad oder Auto nach Polen, kam gar nicht in Frage. Auf meine Fragen erhielt ich nur sehr vage Antworten. Also mal wieder ab ins Internet: „Autoklau in Polen“. Eine Freundin riet mir, immer auf bewachte Parkplätze zu achten.
Ich bin mir sicher, dass es nun zwei Parteien von Lesern gibt. Jene, die mich gerade fürchterlich auslachen, weil ich mit meinen „Vorurteilen“ noch im letzten Jahrhundert lebe und jene, denen es vielleicht ganz ähnlich geht.
Die nächste Recherche dann im Internet. „Mit dem Auto nach Polen“. Mal sehen, was es da so an Aussagen gibt.
Schließlich fand ich eine Statistik, die zeigte, dass Polen schon lange nicht mehr an der Spitze steht. Jährlich wechseln in Polen ca. 50.000 Autos illegal ihren Besitzer. Nicht schlecht – oder? In Spanien sind es allerdings über 120.000 und in Italien, Großbritannien und Frankreich kommt man auf jeweils 200.000 Karosserien.
Langsam wurde mir klar, dass ich eigentlich überhaupt nichts von Polen weiß.
Die Idee, das Land zu bereisen ergriff mich mehr und mehr.
Doch wie das Leben so spielt, traten dann natürlich erst einmal andere Dinge in den Vordergrund. Nur noch selten dachte ich an meinen Polentrip.
Bis mich dann auf einmal eines Tages eine Frage erreichte: „Sag mal, ich würde gerne jemand nach Bytòw bringen. Hättest Du nicht Lust, uns zu fahren?“ „Okay, wo liegt denn das?“ „Naja, ca. 80 km von Danzig entfernt. Da wolltest du doch auch einmal hin – oder?“
Wau, was bahnte sich denn hier an? Gedacht, gesagt, getan befanden wir uns dann schon wenige Tage später auf dem Weg in ein mir völlig unbekanntes Land.
Am ersten Abend besuchten wir Verwandte in der Nähe der Ostseeküste, dort lernte ich dann zum erstmal die polnische Gastfreundschaft kennen. Wir wurden mit selbst hergestellten Spezialitäten aller Art nur so überhäuft und verbrachten den Abend in der Nähe von Bytòw ca. 80 km südwestlich von Gdansk auf einer schlichtweg traumhaften Halbinsel mit Blick über einen großen See.
Doch das eigentliche Erlebnis erfolgte erst im Anschluss daran. Auf dem Weg zur Unterkunft hielten wir an einem der ungezählten Seen.
Und ich kann Ihnen versichern, dass ich mich nur selten der Natur so intensiv verbunden gefühlt habe. Wir waren von völliger Stille umgeben. Kein Auto, kein Flugzeug. Nicht das geringste Zivilisationsgeräusch. Ein Traum, wie er in Deutschland zumindest nach meinen Erfahrungen überhaupt nicht mehr zu erleben ist.
Automatisch wird man selbst still und bekommt eine Ahnung, was es bedeutet, sich voll und ganz mit Gott verbunden zu fühlen.
Obwohl für den nächsten Tag einiges an Regen angesagt war, unternahmen wir eine wundervolle Radtour, auf der wir ebenfalls wieder über viele Stunden fast unberührte Natur genießen durften.
Auffallend waren die ungezählten Störche, die uns überall begleiteten. Sollte man also in guter Erwartung sein, wird man sich hier vor guten Omen kaum retten können.
Wer die Natur sucht, sollte unbedingt Polen bereisen.
Am nächsten Tag dann ging es direkt in die wunderschöne Altstadt von Gdansk. Anlässlich des Altstadtfestes kommt man an Chleb ze smalcem (großen, dicken Schmalzbroten), Oscypki (geräucherten Käsehappen) und Goffry (mit Blaubeeren drapierten Waffeln) einfach nicht vorbei. Übrigens kann man hier noch an jeder Waldecke die echten Blaubeeren mit dem „BlaueZungeEffekt“ selbst sammeln.
Mit dem Riesenrad erhält man einen guten Überblick über die Stadt – die im Grün der Bäume nicht wirklich in den Vordergrund rückt. Auch die Altstadt ist sehr überschaubar und unbedingt einen Blick wert.
Und auf keinen Fall sollte man es versäumen, in einem guten Lokal essen zu gehen. Die Speisen sind von allerfeinster Qualität und der Preis gut ein Viertel günstiger, als bei uns. Da mundet es gleich besonders gut.
Für den nächsten Tag stand dann noch eine Kajaktour der ganz besonderen Art an. Wer keine Angst hat und bereit ist, sich auch ein wenig anzustrengen, sollte unbedingt den Kajakverleih in Soszyca, in der Nähe von Bytow aufsuchen.
Hier kann man für 70 Zloti (ca. 20 Euro) ein Kajak für ca. 4 Stunden leihen und eine wirklich abenteuerliche Tour erleben. Es beginnt mit malerischer Natur und, wenn man nicht gerade am Wochenende unterwegs ist, berauschender Stille und Einsamkeit. Doch schon bald kommen die ersten Strömungen – die nicht wirklich ein Problem darstellen. Interessant werden dann erst die vielen Bäume, die im Laufe der Zeit in den sehr schmalen Fluss gestürzt sind und geschickt um-, über-, und unterschifft werden wollen.
In Anbetracht der Tiefe des Wasserlaufs (geschätzt bis zu 1,50m) und der Kühle des fließenden Wassers ist das Anlegen der Schwimmwesten dringend angeraten.
Inclusive einer Stunde Pause sollte man ca. 5 Stunden rechnen. Wem das nicht reicht, der kann die Tour gerne auf 7-8 Stunden ausdehnen. Man wird am Ende vom Verleiher wieder abgeholt.
So sehr ich es genossen habe, hatte ich allerdings keine große Motivation, weitere 3 Stunden dran zu hängen. Man weiß definitiv, was man nach diesen 4-5 Stunden getan hat und ich garantiere einen wohligen und tiefen Schlaf danach.
Alles in allem eine mehr als gelungene 5 – Tage Tour mit wunderschönen Höhepunkten, hervorragender Gastfreundschaft und wahrlich unberührter Natur. Und das Auto ist auch noch da.
An alle Einheimischen: Ich entschuldige mich für meine Vorurteile und meine Unkenntnis. Ich möchte Polen unbedingt als Reiseland empfehlen. Und ich bin mir sicher, nicht zum letzten mal dort gewesen zu sein.
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