Warum es so schwer ist, sich selbst zu lieben
Jesus sagte uns vor 2000 Jahren: „Liebe Deinen nächsten, wie Dich selbst“.
Ich möchte einmal behaupten, dass die wenigsten Menschen dazu in der Lage sind. Nicht selten ist es so, dass wir über unserer – scheinbaren – Selbstliebe die anderen völlig vergessen, was wiederum nichts anderes ist, als ein erneuter und sehr geschickter Versuch unseres Egos, unsere guten Absichten zu unterminieren.
Wir glauben, einen anderen Menschen zu lieben – und verwechseln es nicht selten einfach nur mit „Verliebtheit“.
Ist es nicht so, dass man einen anderen Menschen eigentlich erst dann lieben kann, wenn man gelernt hat, sich selbst zu lieben?
Die meisten Menschen wissen, dass es sich so verhält – oder haben zumindest schon einmal davon gehört.
Doch nicht selten spielen unsere unbewussten Entscheidungen uns einen ganz entschiedenen Streich. Es ist nicht nur so, dass es uns schwer fällt, uns selbst zu lieben.
Wenn wir uns selbst nicht wirklich lieben, so sind wir auch nicht in der Lage, die Liebe eines anderen Menschen überhaupt anzunehmen.
Auf meinen Seminaren habe ich es nicht selten erlebt, dass die Liebe sozusagen „in Strömen“ floss, doch die Person, der sie gerade zugedacht war, war nicht in der Lage, sie anzunehmen.
Auch in meinen telefonischen Sitzungen erlebe ich es immer wieder. Der Klient erhält zum Beispiel die Aufgabe, jemandem auf der mentalen Ebene Liebe zu schicken. So versöhnt sich zum Beispiel ein Sohn mit seinen Eltern. Als nächstes bekommt er die Aufgabe, diesen einmal ganz viel Liebe zu schicken. Die inneren Bilder, die sich dabei ergeben, sind fast immer dieselben.
Die Person, der diese Liebe zugedacht ist, ist zunächst überhaupt nicht in der Lage, diese Liebe anzunehmen. Oft wehren sie sich innerlich dagegen und es bedarf einiger Zeit und Beharrlichkeit, bis dann auf einmal eine Öffnung des Herzens statt findet und die Liebe dankenswert aufgenommen werden kann.
Wenn ich es nicht gelernt habe, mich selbst zu lieben, wird es mir auch nicht möglich sein, Liebe von außen zu erhalten.
Wenn Du Dich selbst liebst, kannst du heiraten, wen Du willst
Leider basieren sehr sehr viele Beziehungen auf genau diesem Manko. Da es kaum einen Menschen gibt, der sich wirklich selbst lieben kann, suchen wir fast alle die Liebe da draußen.
Wir begegnen uns, ein Flirt entsteht und in diesem Moment wird so etwas wie ein unbewusster Vertrag geschlossen. Der könnte in etwa so aussehen:“ Hey du, ich glaub, Du kannst mir da was geben, was ich nicht habe. Ich geb Dir dann auch was, okay!?“. Der Flirt wird erwidert, und man ist unendlich verliebt.
Anfangs funktioniert das ja auch ganz gut. Bereitwillig gibt man, soviel, wie der andere nur will. Wir strömen über vor Liebe, und glauben, den Himmel gefunden zu haben.
Doch wir sind uns nicht bewusst, dass uns unser Ego mal wieder in eine Falle gelockt hat.
Das Ego hat uns heimlich zugerufen: „Schau! Da ist wer, der kann dir ganz viel Liebe geben. Lass dir ganz schnell die Telefonnummer geben. Jetzt haben wir endlich gefunden, was wir brauchen. Wozu sich selbst lieben? Ist doch gar nicht nötig. Und ehrlich denk doch mal nach, hast du wirklich einen Grund, dich selbst zu lieben? Denk doch mal nach, was du im Leben schon alles für Fehler gemacht hast. Außerdem solltest du nicht die viele Schuld vergessen, die du auf dich geladen hast. Weißt du noch, wie du mit Deinen Kindern umgegangen bist? Eigentlich wolltest du das nicht. Aber mal ehrlich, du bist doch nicht wirklich viel anders, als deine Eltern. Und wie war das noch, als du diese geheime Sehnsucht nach dieser anderen Frau hattest? Okay, es ist nichts passiert – aber eigentlich hast du deine Frau damit doch schon betrogen. Und vergiss bitte auch nicht, als du damals im Supermarkt zuviel Geld zurück bekommen hast. Du hast es nicht gesagt! Das war nicht ehrlich. Ich kann Dir gerne noch 1000 andere Situationen nennen, in denen du schlichtweg versagt hast. Ja, du bist schon so oft schuldig geworden. Also hör endlich auf mit dem sich selbst lieben Quatsch. Schau dorthin. Die Frau wirft dir ein paar schöne Augen zu. Die wird dich bestimmt total lieb haben – und du musst ihr ja nicht alles über deine Vergangenheit erzählen…“
Wir haben nie gelernt, uns selbst zu lieben. Wie auch? Schon als kleine Kinder hat man uns doch ständig erzählt, was wir alles falsch machen und wie oft wir einfach nicht richtig sind. Da kann doch nicht wirklich viel liebenswertes an uns sein – oder?
Also konzentrieren wir uns zunächst einmal auf die halbe Wahrheit. Da haben wir wieder jemand gefunden, den wir lieben können. Und das reicht doch erst einmal aus.
Doch schon nach kurzer Zeit bemerken wir, dass irgend etwas nicht stimmt.
Uns fallen die ersten „Macken“ des anderen auf. Nichts besonderes. Kleinigkeiten, die werden wir schon in den Griff bekommen. Doch die Macken fangen mit der Zeit an, uns immer mehr zu stören. Anstatt bei uns selbst zu bleiben, uns mit uns selbst und unserer fehlenden Eigenliebe zu beschäftigen, ist unsere Aufmerksamkeit immer mehr bei dem anderen. Wir fangen an, Macken zu zählen. Zunächst unbewusst und dann immer bewusster.
Würden wir das tun, wenn wir uns selbst lieben würden?
Auf keinen Fall!
Wenn wir uns selbst lieben würden, wüssten wir, welche Mühen oft hinter positiven Eigenschaften stecken. Wir hätten uns vergeben für all` unsere scheinbaren Fehler. Und wenn wir uns vergeben, dann gibt es auch keinen Grund mehr, jemand anderem nicht zu vergeben.
Und mit Vergebung meine ich hier, nicht auf die Fehler zu sehen, um sie dann großzügig zu vergeben, sondern es bedeutet viel mehr, gar nicht anzuerkennen, dass es überhaupt einen Fehler gegeben hat.
Wenn Du Dich selbst nicht liebst, wirst Du auch von außen nicht gerettet werden
Vielleicht waren, oder sind Sie ja sogar mit einem Menschen zusammen, bei dem Sie spüren, dass er Ihre Liebe überhaupt nicht annehmen kann. Sie haben das Gefühl, Sie geben und geben und geben, aber es kommt überhaupt nicht an.
Auch wenn Sie 1001 Liebesbotschaften herausgeben, brauchen Sie nur ein „falsches“ Wort sagen, einmal 5 Minuten zu spät kommen und schon werden Sie überhäuft mit Aussagen, dass Sie Ihren Partner ja nicht wirklich lieben.
In meiner Praxis begegnen mir diese Fälle immer wieder.
Eines Tages geht ein(e) Partner/in fremd oder zieht sich in irgendeiner Form aus der Beziehung heraus. Die Gründe lauten dann oft ähnlich wie: „Du hast mich nie gesehen“, „Ich habe mich von Dir nicht verstanden gefühlt“, „Wir haben nie miteinander gesprochen“, „Ich liebe dich nicht mehr“, oder noch schlimmer: „Ich habe Dich nie geliebt“.
Und schlimmstenfalls kommt noch jemand von außen hinzu. Man lernt jemanden kennen. Und da ist er auf einmal wieder, dieser mysteriöse Zauber. Ein kleiner Flirt. Ein tiefer Blick in die Augen. Und auf einmal glauben Sie, gefunden zu haben, was Sie schon so lange vermissen.
Doch Sie können darauf wetten, dass Sie lediglich einer Illusion erliegen.
Schaffen solche Paare es dann noch in die Paarberatung, so heißt es vom ausbrechenden Partner: „Ich fühle mich zum erstmal verstanden.“ „Da ist endlich jemand, der mir zuhört.“ Und ähnliche Aussagen.
Der schlimmste Fall, den ich in meiner Praxis erlebt habe, war vor vielen Jahren ein Mann, der überzeugt davon war, in seiner Arbeitskollegin die große Liebe gefunden zu haben.
Seltsamerweise tat diese zwar auch sehr verliebt, war aber nicht bereit, sich für diese neue Beziehung von ihrem Mann zu trennen.
Ich tat alles dafür, um diesen Mann davon zu überzeugen, dass er einer Illusion hinterher läuft. Schließlich brach er unsere Sitzungen ab. Was ich ihm sagte, gefiel ihm nicht.
Ca. 2 Monate später traf ich ihn in einem Park. Mittlerweile hatte er eine stationäre Therapie begonnen – und traf sich weiterhin heimlich mit seiner Geliebten.
Weitere 2 – 3 Monate später hörte ich, dass er sich umgebracht hatte…
Gerade in meiner telefonischen Sprechstunde habe ich schon viele dieser Menschen begleitet. Es ruft fast immer der Verlassene an. Die Verzweiflung ist groß. Man kommt an den anderen überhaupt nicht mehr heran.
Und in 100% aller Fälle erlebe ich dann wirklich Erstaunliches. Wenn es mir gelingt, dem Verlassenen klar zu machen, dass es nun dringend an der Zeit ist, sich selbst lieben zu lernen – und was das bedeutet, bedarf noch einer genaueren Definition – dann kann ich versprechen, dass es diesem Menschen schon bald wieder gut gehen wird. Und zwar sehr gut!
Verzweifelte, die bei mir anrufen, können das zunächst gar nicht glauben. Ihre ganze Aufmerksamkeit liegt bei dem anderen. Wie soll dieser Schmerz jemals wieder vergehen? Unmöglich – so erscheint es ihnen.
Doch schon nach 1 – 2 Sitzungen macht sich eine deutliche Kehrtwende bemerkbar. Der Schmerz beruhigt sich. Auf einmal stellt sich eine völlig neue Lebensfreude ein und mit schöner Regelmässigkeit höre ich dann Aussagen wie: „Ich fange an, das Leben wieder zu genießen“, “ Meinem Partner geht es immer noch schlecht, aber ich fühle mich besser denn je.“ „Jetzt merke ich erst, was ich all die Jahre versäumt habe“.
In jeder Krise ist eine große Chance verborgen
Wie kann es dazu kommen?
Wie kann es sein, dass jemand, der verlassen wurde und zunächst diesen Schmerz kaum zu ertragen vermochte, auf einmal glücklicher ist, als jemals zuvor?
Ganz einfach: er hat gelernt, sich selbst liebevoll anzunehmen. Auf einmal entsteht eine unglaubliche innere Stärke, die man oft noch niemals vorher gespürt hat. Der Partner kann mit Leichtigkeit und in Liebe gehen gelassen werden (was nicht selten dazu führt, dass er von ganz alleine wieder zurück kommt).
Das Leben erhält eine völlig neue Qualität.
Doch wie kommt es, dass wir uns so wenig selbst lieben können?
Eigentlich gibt es einen ganz einfachen Trick dabei, um die Selbstliebe wieder wachsen zu lassen. Man muss nur um die Funktionsweise des menschlichen Bewusstseins wissen.
Stellen Sie sich einmal vor, Sie haben ein neues, schneeweißes Kleid an. Oder eine neue schneeweiße Weste. Sie erfreuen sich an der leuchtenden Reinheit und der wunderbaren Ausstrahlung, die Ihnen dieses Kleidungsstück beschert.
Doch wie das Leben so spielt – ein kleiner Moment der Unachtsamkeit und Sie haben einen kleinen dunklen Fleck. Gar nicht mal groß. Sagen wir, so groß, wie ein 1 Cent Stück – schwarz. An einer Stelle die gar nicht so besonders ins Auge fällt.
Was passiert mit Ihnen? Mit großer Wahrscheinlichkeit ärgern Sie sich. Oder Sie sind frustriert. Eben war da noch dieses leuchtende Weiß und nun ist „alles“ verschandelt.
Doch denken Sie einmal genau nach. Wenn der Fleck so groß ist, wie ein 1 Cent Stück, dann bedeutet dass, dass über 90,9% des Kleides immer noch strahlend weiß ist. Der größte Teil ist immer noch völlig makellos!
Doch wohin richten wir unsere Aufmerksamkeit? Auf nicht einmal 1% der Gesamtfläche. Wir können kaum noch an etwas anderes denken. Immerzu kreisen unsere Gedanken um diesen kleinen Fleck. Was werden die anderen von uns denken? Wie bekommen wir diesen Fleck wieder heraus? Kann man das Kleid überhaupt noch anziehen?
Wäre es nicht viel sinnvoller, sich an den restlichen 90% zu freuen!? Der größte Teil des Kleides ist immer noch rein. Immer noch makellos weiß. Wie wäre es, wenn wir das genießen würden? Es ist nur eine Frage der Aufmerksamkeit.
Wohin lenken wir unsere Aufmerksamkeit? Auf das Schöne oder auf den Makel? Es ist eine Entscheidung. Nicht mehr.
Mit einem Partner ist es nicht anders. Solange er neu ist, sehen wir das schöne neue Kleidungsstück. Doch sobald wir den ersten Fleck in der reinen Weste entdeckt haben, suchen wir weiter. Es ist, als können wir unsere Augen nicht mehr davon lassen. Immer wieder kreisen unsere Gedanken darum. Und je mehr sie das tun, desto mehr negative Gedanken kommen dazu. Auf einmal entstehen Flecken (Makel) wo vorher überhaupt keine waren.
Woran denken Sie, wenn Sie über sich selbst reflektieren? Denken Sie an Ihre guten Taten, an Ihre Erfolge? Denken Sie daran, was Ihnen im Leben schon alles gelungen ist, oder sind Sie eher frustriert über alles, was Ihnen nicht gelungen ist?
Wenn Sie sich selbst lieben, dann richten Sie Ihren Blick IMMER auf das gute. Jeder Mensch hat seine Fehler. Jeder versagt hier und dort. Das ist völlig normal. Doch jeder Mensch hat auch seine ganz persönlichen Stärken. Dinge, die er besonders gut beherrscht.
Wenn Sie Liebe empfangen wollen, fangen Sie wieder an, sich selbst diese Liebe zu geben. Schauen Sie, was Sie gut im Leben gemacht haben. Erfreuen Sie sich daran.
Aber Vorsicht! Nutzen Sie es nicht als Waffe gegen Ihren Partner. Sagen Sie niemals: „Bevor ich mit Dir zusammen war, ist mir alles viel besser gelungen.“ „Warum kannst du das eigentlich nicht, Ich kann es doch auch.“
Solche Aussagen haben nichts mit Selbstliebe zu tun.
Sie sind lediglich Ausdruck eines angreifenden Egos, das versucht, sich besser zu machen, als den anderen. Wahre Selbstliebe ist leise. Sie verbirgt sich hinter einem leisen Lächeln, welches liebevoll den Blick auf die weiße Weste des anderen wirft.
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